Manche Geschichten sind so traurig, dass sie einen wiederum zum Lachen bringen. So wie meine. Oder, genauer gesagt, die Geschichte meiner Masterarbeit.
Alles begann im vergangenen März. Hoch motiviert legten meine beiden Fachbetreuer, der Rektor unserer Hochschule höchst persönlich und einer unser fähigsten Laboringenieure, gemeinsam mit mir das Thema meiner Masterarbeit fest. Ein Laborversuch sollte es werden. Für das bei uns noch relativ junge Lehrgebiet der Echtzeitsysteme. Spezialisiert habe ich mich auf das Controller Area Network, kurz CAN, weil es zum einen ausgereift und zum anderen kostengünstig ist. Schnell war eine kleine Firma in Ostthüringen gefunden, die nicht nur alle benötigten Komponenten liefern konnte, sondern zudem auch noch ein sehr preiswertes Angebot unterbreitet hatte. Der Bestellvorgang würde zwei bis drei Wochen dauern, wurde mir versichert. Perfekt, um nach den Prüfungen ein bisschen auszuspannen und den Kopf für das bevorstehende Finale frei zu kriegen.
Nun ist es an meiner FH, der Telekom-eigenen Hochschule für Telekommunikation in Leipzig, aber so, dass reguläre Bestellungen einzig über den zentralen Einkauf der Deutschen Telekom getätigt werden können. Eigentlich ein eingespieltes Procedere. Die Unterlagen wurden ausgefüllt, das Budget genehmigt und Anfang Mai ging der “Warenkorb” samt Kostenvoranschlag und der Bitte um eine zügige Bearbeitung nach Fulda, wo das Accounting des Konzerns sitzt. Hier begann die Bearbeitung des Vorgangs am 8. Mai.
Und hier begann auch das Elend, das mich über einige Monate viele Nerven gekostet hat – und bis heute kostet. Denn es ist ja nicht so, dass ein Verwaltungsfachangestellter eine Bestellung der Hochschule einfach nimmt, die Teile ordert und sie als Investition in der Bilanz verbucht. Dies wäre wahrscheinlich zu einfach gewesen. Nein, denn der Bearbeitungsprozess sieht vor, dass zunächst geprüft werden muss, ob die Telekom mit den zu bestellenden Komponenten überhaupt etwas anfangen kann. Nur war leider der Bearbeiter meines Antrags kein Fachmann für Kommunikationstechnik und er konnte so auch mit dem Begriff “Controller Area Network” nichts anfangen. Aber er war anscheinend motiviert genug um kurz nachzuforschen und festzustellen, dass das CAN mit dem Kerngeschäft des Konzerns anscheinend nichts zu tun hat. Was folgte war, wohlgemerkt nach einigen Tagen Bearbeitungszeit, die Ablehnung und Löschung des Warenkorbs. Zwar ist so eine Ablehnung bitter und erfordert nervenaufreibende Nachbearbeitungszeit, doch ist sie auch kein Weltuntergang. Schön wäre es allerdings gewesen, wenn man die bestellende Instanz, in diesem Fall meinen Laboringenieur, hierüber in Kenntnis gesetzt hätte. So gingen bereits die ersten Wochen ins Land, ohne dass überhaupt etwas geschehen ist.
Als, nach einigen Nachforschungen, schließlich die aktuelle Situation ans Licht kam, kostete es meinen Fachbetreuer mehrere Tage und ellenlange E-Mails, um dem zuständigen Verwaltungsfachangestellten näher zu bringen, um was es sich beim CAN überhaupt handelt. Dieser sah letztendlich ein, dass man so etwas durchaus in einem Labor der Hochschule gebrauchen könne und willigte ein, in Zukunft derartige Bestellungen nicht mehr per se abzulehnen.
Da, wie bereits erwähnt, der besagte Warenkorb aus dem System der Telekom gelöscht worden ist, musste der ganze Vorgang aber wieder von vorn beginnen. Das Budget wurde erneut genehmigt und alle Unterschriften eingeholt. Die Bestellung wurde erneut ins beschauliche Fulda geschickt und erreichte das dortige beamtenlastige Accounting im Juni. Pünktlich zur Urlaubszeit.
Dass der Vorgang in Fulda dann ins Stocken geraten ist, trotz des Hinweises auf die Dringlichkeit der Bestellung, mag nicht weiter verwundern. Aber immerhin arbeitete die Finanzbuchhaltung schnell genug, um den Warenkorb noch im selben Monat zu genehmigen, wenn auch fast vier Wochen nach Eingang.
Seit dem wartet der Auftrag nur noch auf seine Bearbeitung. Es ist nämlich nicht so, dass der zuständige Verwaltungsfachangestellte die Bestellung eigenhändig an die entsprechende Firma schickt. Nein, seine Aufgabe ist lediglich die steuerrechtliche Verbuchung der Investition. Den Bestellvorgang übernimmt wiederum eine eigenständige Abteilung.
Dies war vor zehn Tagen. Da bei mir bisher weder ein Paket, noch ein Feedback seitens der Telekom eingetroffen ist, habe ich beschlossen, heute weitere Nachforschungen anzustellen. Ich habe mit meinem Laboringenieur eine geschlagene Dreiviertelstunde und vier unser Verwaltungsmitarbeiterinnen gebraucht, bis wir aus diversen Systemen die Warenkorbnummer, sowie Name und E-Mailadresse der zuständigen Sachbearbeiterin im Konzern ermitteln konnten. Ein Dreizeiler unserer Hochschulverwaltung hat dann aber schon nach wenigen Stunden gefruchtet und mir wurde zugesichert, dass die Bestellung übermorgen an die Firma geschickt wird.
Bleibt zu hoffen, dass der restliche Vorgang nicht zu lange dauert. Denn die Telekom bestellt nicht, wie jedes andere Unternehmen, einfach so. Es muss zuerst ein Vertrag ausgehandelt werden, bevor eine Firma in das offizielle Lieferregister des Konzerns aufgenommen werden kann. Ich habe den Vertriebler vorsichtshalber schon mal vorgewarnt und ihn gebeten, den Prozess schnell über sich ergehen zu lassen und das Paket so bald wie möglich versandfertig zu machen. Er versicherte mir, dass die Kunden normalerweise spätestens drei Werktage nach Eingang der Bestellung ihre Lieferung hätten. Schnell und unkompliziert.
Manche Geschichten sind so traurig, dass sie einen wiederum zum Lachen bringen. So wie meine. Oder, genauer gesagt, die Geschichte meiner Masterarbeit. Alles begann im vergangenen März. Hoch motiviert legten...