Liebe SPD,

ich kotze. Wieder einmal. Tut mir Leid, aber es ist mir nicht möglich, es weniger krass auszudrücken. Seit vielen Jahren bin ich Mitglied und schon einige Male habe ich dran gedacht, mein Parteibuch zurückzuschicken. Dennoch habe ich es nie getan und werde es auch diesmal unterlassen, denn als Demokrat bin ich davon überzeugt, dass man dich nur von innen heraus verändern kann.

Du hast dir ja schon einiges erlaubt. Die Agenda 2010, okay, da bist du ja mittlerweile beratungsresistent. Der harte innenpolitische Kurs, was auch immer dich da geritten hat, ist immerhin nicht mehr ganz so akut. Aber dass du uns alle so vor den Kopf stößt, indem du einen technokratischen Sozialdarwinisten in deinen Reihen geradezu Willkommen heißt, ist schon ein starkes Stück. Spätestens jetzt hast du nicht nur unsere Grundwerte verraten, sondern mit der undurchsichtigen Klüngelei auf Vorstandsebene auch noch der Basis ein kräftigen Tritt verpasst.

Ich frage mich: warum? Erhoffst du dir wirklich dadurch Ruhe, dass du so einem wie dem Sarrazin sein Parteibuch lässt? Du siehst ja, was für ein Aufschrei durch’s Land geht. Hast du auf Stimmen von rechten Rand spekuliert? Auf die Leute, die denken, dass er “ja eigentlich Recht habe”? Auf die kann ich getrost verzichten. War es ein Deal mit den Seeheimern? Dann bist du armselig, weil du dich auf so etwas billiges einlässt.

Aber ich verrate dir gerne, was passieren wird: viele lang gediente Genossinnen und Genossen werden uns verlassen – wenn sie es nicht schon getan haben. In den Umfragen stürzen wir ab, weil wir als unzuverlässige Wischi-Waschi-Truppe ohne Profil wahrgenommen werden. Und unseren “SpitzenpolitikerInnen” wird immer ein käufliches Image anhaften. (An dieser Stelle möchte ich festhalten, dass ich von Andrea Nahles ganz besonders enttäuscht bin.)

Ich wünsche mir sehr, dass wir endlich zu unseren Wurzeln zurückkehren. Denn was du schon fast vergessen zu haben scheinst, ist, dass wir eine sozialistische Partei sind. Das bedeutet, dass Freiheit und Solidarität, dass Chancengleichheit und Förderung der Schwachen, dass Integration, Frieden und die Schaffung einer Gemeinschaft oberste Priorität haben müssen. Und nicht Ausgrenzung und Spaltung und Lobbyismus und Machterhalt um jeden Preis. Aus diesem Grund halte ich die “Berliner Erklärung” für eine gute Sache, den richtigen Schritt und kann nur dafür werben, sie mitzuzeichnen.

Ich hoffe, du erkennst den Fehler, den du gemacht hast und lernst daraus.

Herzlichst

Dein Sebastian

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